Das Ende der Welt
Unsere Reise geht weiter. Am 7. Juni hatten wir unseren Termin fürs Einwassern. Die letzten Vorbereitungen wurden gemacht, Einkaufen, Waschen, Putzen und Aufräumen. Das Putzen aussen hätten wir uns wohl sparen können, denn wir hatten vor unserem Termin zwei Tage Sahara Regen, wodurch unsere Nebula mit Sand überzogen wurde. Aber was will man tun, immerhin ist es innen sauber und wir können starten.
Mit nicht ganz so schönem Wetter aber teilweise Sonne sind wir dann gestartet nach Cascais. Dort wollten wir eine Nacht ankern bevor wir weiter nach Setubàl segeln wollten. Der Wind war alles andere als perfekt doch wir waren motiviert und wollten endlich loslegen. Leider erwischte mich jedoch durch das Wetter doch noch eine Erkältung, da der Wind auch noch von Süden her wehte entschieden wir uns zwei Nächte in Oeiras zu verbringen wo ich mich noch auskurieren konnte.
Oeiras ist eine kleine Stadt vor Lissabon, sehr schön und ruhig da die Hochsaison erst im Juli beginnen sollte. Die langen Küstenwege verleiten einem dazu beinahe bis nach Lissabon zu gehen, wenn man sich jedoch dazu entscheidet doch noch einen Abstecher in die Vororte zu machen, findet man sich eventuell im «Jardim Municpal de Oeiras» wieder. Das Glück schien in diesen Tagen mit uns zu sein denn gerade zu dieser Zeit fand das «Festas de Oeiras» statt und wir konnten die Fülle an Essen, Getränke und auch einigen Handgemachten Souveniers geniessen.
Setubàl
Mit Wolken und wenig Wind sind wir dann endlich los. Mit viel Vorfreude aufs Segeln und Entdecken haben wir die Marina in Oeiras hinter uns gelassen und haben versucht die Segel zu setzen. Leider konnten wir auf dieser ca. 8 stündigen Passage unsere Segel nie lange oben lassen, weil der Wind zu inkonstistent war. Viele Segler überholten uns am Cabo Espichel, welchen mit seinen Kliffs an einem sonnigen Tag episch gewirkt hätte. Mit unserem Wetter wirken die Bilder sehr trübe und leider ein bisschen kalt.
Vor Sesimbra hatten wir das Glück Delfine zu begrüssen, welche vor der Steinküste jagten. Es waren unsere ersten Delfine diese Saison und das auf unserem ersten Trip wir waren super Happy. Nicht so Happy waren wir mit unserem Motor, als wir in die Bucht von Setubàl einfuhren hörten wir Vibrationen welche uns verunsicherten. Weshalb wir für zwei Nächten in der Tróia Marina festmachten und nochmals alles kontrollierten und testeten. Unsere Sorge sollte unbegründet bleiben, der Motor schnurrte wie ein Kätzchen und wir konnten keine weitern Mängel feststellen. Wir waren gezeichnet den Oeiras war nicht nur krankheitshalber ein Stop sondern auch weil wir Öl in unserem Kühlwasser gefunden haben. Gar nicht gut. Wir haben daraufhin unser komplettes Kühlwasser ersetzt, den ganzen Prozess mit dem System durchspülen und füllen durchgemacht. Woher das Öl stammt können wir nur mutmassen, der Öl-Stand hatte sich nie verändert woraus wir schliessen das die Membrane welche zwischen den beiden Tanks befindet noch in Takt ist. Auf den darauffolgenden Trips sollten wir kein Öl mehr im Kühlwasser finden, worüber wir sehr froh sind.
An einem Nachmittag wechselten wir dann von der Marina an den Strand «Praia de Albarquel» welcher gleich gegenüber der Marina Tróia liegt und uns mehr schutz vor dem Nord-Wind bieten würde als die Marina. Der Strand war super schön, sehr eng zum Ankern was uns wohl auf das Mittelmeer vorbereiten soll, denn dort ist dies Standart in den beliebten Buchten.
Das Arbeiten vor Anker erwies sich als beste Entscheidung, denn in der Marina wurden wir von Wellen und Wind durchgerüttelt. Hier hatten wir höchstens Wellen von den vorbeifahrenden Motorbooten welche am Abend von ihrem Ausflug zurückkehrten.
Die im Fischerhafen gelegene Markthalle ist definitiv einen Besuch wert, von frischem Gemüse über Fisch und Fleisch gibt es Gebäck und Käse aus lokaler Produktion. Die Stadt selbst haben wir nicht gross besucht da wir die Tage vor Anker doch mehr im Wasser genossen haben.
Die Halbinsel Tróia ist eine wunderschöne Region, jedoch sehr touristisch in unseren Augen. Viele Hotels und Resorts säumen die Strände, bekannt ist die Insel auch für seine luxuriösen Casinos und Golfplätze welche gut besucht sind. Die Geschichte von Tróia, welche durch die Besiedlung der Römer im 1. Jahrhundert stattgefunden hat konnten wir nicht wirklich entdecken. Online habe ich herausgefunden dass sie archälogische Ausgrabungen begonnen haben und versuchen die alten Ruinen freizulegen und zu konservieren, damit die Geschichte von Tróia erhalten bleibt.
Sines
Endlich Ferien! Die letzten beiden Juni Wochen haben wir Ferien und wollen nun die grossen Etappen unserer Saison angehen. Von Setubal nach Sines werden wir 45 Nautical Miles zurücklegen, das Wetter verspricht viel Wind und Sonne, was nicht besser sein könnte für unseren Ferienbeginn. Der Tag war super wir konnten gut segeln, wenig Welle von hinten und der Seite sehr gemütlich. Bis wir dem «Cabo de Sines» näher kamen, man sagt ja immer das Wind, Welle und Wetter in der Nähe von einem Kap immer anders ist als gemeldet. Nun so war es auch wir hatten sehr viel Wind und extreme Wellen weil zwei starke Dünungen aufeinander getroffen sind, wir waren in einer Waschmaschiene wie noch selten. Ohne den starken Wind wären wir wohl nicht so gut durch diese Bedinungen hindurchgekommen.
Das Städtchen Sines liegt direkt an der Ankerbucht in welcher wir uns für knapp eine Woche halt entschieden haben. Die Bucht liegt innerhalb zwei Wellenbrechern, welche die Marina und die Fischer im inneren Teil schüzt. Aussen wurden nochmals zwei Brecher errichtet für die Industrie, denn Sines ist bekannt für ihre Ölraffinerie und Hafenanlagen.
Der berühmte Seefahrer und Entdecker Vasco da Gama wurde in Sines gebohren. Er spielte eine Schlüsselrolle in der Eröffnung der Seewege nach Asien, da er den Seeweg um das Kap der Guten Hoffung nach Indien entdeckte. Seine Entdeckungen und Handelsbeziehungen legten den Grundstein für das portugiesische Kolonialreich in Asien. Er wurde sogar zum Vizekönig von Indien ernannt und lebte bis zu seinem Tod in Indien, um die portugisischen Interessen zu verwalten.
Wie auch in Oeiras hatten wir das Glück in Sines an einem Fest teilzuhaben. Das «Arraial Popular» ist ein traditionelles Volksfest von Sines und wird im Juni zu Ehren der Heiligen abgehalten. Die Strassen und Plätze sind bunt geschmückt mit Girlanden und anderen traditionellen Dekorationen und auf dem Hauptplatz im «Castelo de Sines» gibt es Live-Musik, viele Stände mit Essen und Getränken. Was gemäss Tradition auch nicht fehlen darf ist der Oregano, es ist Brauch ein Strauch Oregano an solchen Festen zu verteilen um die gemeinschaftliche und kulturelle Verbindung zu symbolisieren. Auch haben wir gelesen das der Oregano für viel Glück in der Ehe oder für eine gute Ehe stehen soll, oder was ich auch gelesen habe: «Das Verteilen von Oregano kann als Wunsch für Gesundheit und Glück interpretiert werden». Mein Oregano Fazit zwei von drei Stängeln sind bereits gestorben, ich werde wohl nicht so viel Glück und Gesundheit erhalten.
Wir verbringen ca eine Woche in Sines um besseres Wetter abzuwarten, denn es war tatsächlich Regen angekündigt. Von zwei Tagen Regen hatten wir jedoch schlussendlich nur eine Nacht ein bisschen Regen und ein bisschen Bewölkt an einem Tag, doch ansonsten hatten wir tolles Wetter. Der Wind frischte erst nach dem «schlechten» Wetter wieder auf als wir dann unsere Reise weiter nach Süden fortsetzten.
Sagres
Unsere nächste grosse Etappe stand an, wir hatten lange gewartet. Denn nicht nur das Wetter hatte uns warten lassen sondern auch die Orcas. Viele haben bereits mitbekommen wie gross das Problem oder wie schwierig dieses Thema momentan ist. Es wird viel in den Medien und auch in Diskussionsgruppen debatiert was erlaubt ist, wie man die Orcas umgehen kann und was zu tun ist wenn man eine Interaktion hat. Als wir in Sines waren gab es oberhalb zwei Angriffe auf zwei verschiedene Segelboote, beide kamen zum Glück mit einem Schrecken davon. So viel wir jedenfalls durch die Orca-Gruppen-Chats mitbekommen haben.
Bei der Planung unseres Trips nach Sagres mussten wir eine Entscheidung treffen, der Weg ist lang wir werden nicht alles mit dem Motor zurücklegen können. Also würden wir bei genug Wind und ein bisschen weniger Welle starten damit wir einen Teil sicher mit Segeln zurücklegen können. Wir werden gut 65 Nautical Miles zurücklegen, wir rechnen mit einem schnitt von 4.5 bis 5 Knoten pro Stunde was einen Gesamtdauer von ca 12-14 Stunden bedeutet. Die Küste von Sines nach Sagres ist steinig. Wie nahe wir an der Küste entlang gehen können, würden wir am Tag selber entscheiden müssen, denn gemäss Empfehlung soll man die 20 Meter Tiefe nicht überschreiten um keine Interaktion mit Orcas zu haben. Doch wenn viel Dünung und Welle vorherscht ist dies nicht immer möglich, ohne Gefahr zu laufen an einem Stein oder der Küste aufzulaufen, falls ein Ausfall oder Problem auftritt.
Der Tag versprach genug Wind und wenig Welle und wir starteten in den Frühen Morgenstunden (6 Uhr). Der Trip war gemischt, teilweise hatten wir guten Wind, waren jedoch nicht auf der 20 Metermarke, doch näher am Land konnten wir unsere Segel nicht genug füllen und waren wieder in der Waschmaschine von den Wellen. Teilweise waren die Wellen so stark das wir die Segel bergen und motoren mussten, das war der Teil wo uns beiden dann der Magen doch ein bisschen unwohl wurde. Egal wie lange man segelt solche Wellen von der Seite schlagen einem doch ein bisschen auf den Magen. Doch das druchhalten sollte sich als richtige Entscheidung herausstellen denn nach nur einer halben Stunde haben wir neuen Wind gefunden und konnten mit dem Cruising Chute gemütlich durch die Wellen hindurchbrechen und erreichten frühzeitig das Ende der Welt. Wobei man heute korrekt weiss das es nur das Südwestliche Ende Europas ist.
Am Ende der Welt überholte uns ein Katamaran, auf welchem ein Amerikaner segelt. Dieser schoss während dem überholen Fotos von unserer Nebula und dem gespannten Leichtwindsegel. Solche Bilder sind unglaublich! So klein wirken wir im Vergelich mit der risigen Felswand welche sich an der Küste erstreckt. Super cool von ihm hat er das gemacht, eventuell sehen wir ihn ja nochmals in einer anderen Bucht.
Nach 12 Stunden fahrt kamen wir dann in der Bucht «Praia da Mareta» in Sagres an. Nach dem herrlichem Tag mit dem Leichtwindsegel oben, waren wir entspannt und glücklich. Von den 7 Knoten Wind im Rücken drehten wir in die Bucht und Wruuum. Von 0 auf 100 hatten wir einfach 20 bis 25 Knoten Wind von vorne auf dem Schiff. Wir hatten bereits gewusst das es mehr Wind haben wird doch so viel. Durch das Kapp und die eher Flache Landschaft passt hier in Sagres alles das sich der Wind welcher eigentlich wenig ist, sich über dem Land beschleunigt (aka. Beschleunigungszone) und hier über die Bucht hinweg fegt.
Das Ankern war zum ersten Mal wieder anspruchsvoll, denn durch den Wind musste ich mit hohen RPMs in die Bucht fahren. Wenn jedoch Dömu den Anker setzt, darf ich nicht darüber und auch nicht zu schnell nach hintenfallen damit der Anker am Boden richtig ansetzen und sich eingraben kann. Der erste Versuch scheiterte, heisst für den armen Dömu von Hand den Anker hochziehen und nochmals warten bis ich das Boot wieder neu positioniert habe. Hier wären wir froh um eine Manuelle oder Automatische Ankerwinde, aber voila Dömu ist stark! Der zweite Versuch glückte auch wenn wir den Anker doch ein bisschen durch das Sandbeet durchgezogen haben, aber er hat gut gehalten.
An Land ging es mit viel Wind weiter, doch zum Glück hatten wir warme Temperaturen wodurch man nicht kalt hatte. Oben auf den Klippen befindet sich das «Fortaleza de Sagres». Die Festung wurd im 15. Jahrhundert auf Geheiss von «Infante Dom Henrique» errichtete. Die Basis diente als wichtiger Knotenpunkt für die Verteidigung Portugals als auch die Erforschung der afrikanischen Küste und der Atlantikinseln. Obwohl Henrich nie selbst zur See fuhr, finanzierte und organisierte er zahlreiche Logistischen Expeditionen, durch ihn wurde 1420 Madeira durch portugiesische Bewohner Besiedelt. 1444 Entdeckte eines seiner Expeditionsschiffe die Kapverdischen Inseln. Auch ein wichtiger und grosser Punkt war der Handel und Sklaverei, durch die Entdeckung oder Übernahme vieler afrikanischer Küstenstädte errichtete Portugal grosse Handelsstationen entlang der afrikanischen Küste, um Gold, Elfenbei und Sklaven zu transportieren. Diese Handelsrouten ermöglichten ihnen später den transatlantischen Sklavenhandel. Geschichtlich ist in diesem Teil von Portugal sehr viel passiert was uns sehr fasziniert hat, leider waren die Ausstellungen mehrheitlich auf Portugisisch was manchmal ein bisschen Schade ist.
Bevor wir die Algarven weiter besegeln wollten, war wieder einmal ein Bootstag angesagt. Dies heisst für uns gemütlich ausschlafen, ein ausgibiges Frühstück und gemütlich einfach den Tag auf dem Schiff verbringen. Dömu hat dann auch noch seine Angelroute nach vorne geholt, da wir in Lissabon erfahren haben das man hier sehr gut Fischen könne. Nun es hat lange gedauert bis wir endlich einen Fisch fingen doch als dann einer gebissen hatte, hing bereits der zweite an der Angel. Am Abend hatten wir zwei grössere und eine kleiner Goldstriemenbrasse gefangen und diese im Backoffen gekocht. Sehr lecker und ein guter Abschluss für den Beginn der Algarven.
Brigitte
Halo dir zwöi Sägler.Schön sit dir wieder ungerwägs u chöit dr zuä no schaffä.Das isch schön.Dankä für diä intressantä Brichtä u gniässät diä witärä Säguturä.Nina wird euch ja chlei begleitä,das fägt doch.heits guät u gniässäts.Grüässli Brigitte